Die Feldenkrais® -Methode

Freitag, 14. Juli 2006
Mich faszinierten die Momente, in denen Bewegung plötzlich mühelos wird. Beim Schifahren, beim Klettern oder bei Feldenkrais® – oder sollte ich besser sagen durch Feldenkrais® ?“. Von Michael Priesner
Von: MICHAEL PRIESNER

Mich faszinierten die Momente, in denen Bewegung plötzlich mühelos wird. Beim Schifahren, beim Klettern oder bei Feldenkrais® – oder sollte ich besser sagen durch Feldenkrais® ?“.

Ich fange von vorne an: Die Feldenkrais – Methode habe ich vor vielen Jahren kennen
Gelernt. Als Extremsportler litt ich an chronischen Gelenksschmerzen, verursacht durch verschiedene Verletzungen. Bis ich erkannte, dass mir die Feldenkrais- Methode dabei hilft, meine Schmerzen und Einschränkungen soweit in den griff zu bekommen, dass ich meinen Beruf als Bergführer wieder uneingeschränkt ausüben konnte.
Mit der Zeit wurde mir klar, dass es in der Feldenkrais – Methode um mehr geht als rein um die Behandlung von Gelenksschwierigkeiten und Rückenproblemen. Wer sich mit Feldenkrais in Form von Gruppenunterricht unter der verbalen Anleitung eines Feldenkrais – Lehrers oder in Form von Einzelarbeit – meist auf dem Tisch liegend – befasst, erkennt mit der Zeit, dass hinter Feldenkrais eine ganze (Lebens) Pholosophie steht.

Feldenkrais und Sport

Durch das bewusste Wahrnehmen und Ausführen einer Bewegung lernt man zu verstehen, was eine mühelose Bewegung ausmacht. Die Essenz der Feldenkrais- Arbeit kommt am prägnantesten in einem Ausspruch von Dr. Moshé Feldenkrais, dem Begründer der Methode zum Ausdruck.

»Nur wenn man weiß, was man tut, kann man tun, was man will«

Dieser Satz ist für mich sehr wichtig bei der Ausübung jede Sportart. Ein gutes Beispiel beim Schifahren ist die »alpine Grundhaltung«, also die Grundposition beim Skifahren und Carven.
Je mehr ich das Zusammenspiel zwischen den Füßen, dem Becken, dem Kopf und der Wirbelsäule spüre und damit verstehe, umso leichter fällt es mir später, beim Skifahren die Haltung spontan einzunehmen.

Lernen durch und mit Bewegung

Dr. Moshé Feldenkrais war Physiker und Judolehrer. Bei der Entwicklung seiner Methode hat er beobachtet, wie Kinder lernen. Wir alle wissen, lernen Kinder meist schneller als Erwachsene. Einer der Gründe dafür ist, dass sie vieles ausprobieren und spielerisch durch Versuch und Irrtum lernen. Ein anderer Grund ist, dass Kinder im Spiel ohne Leistungsgedanken und dadurch ohne Anstrengung von Innen heraus lernen.
Diese Tatsache nütze ich als Feldenkrais – Lehrer. In den Feldenkrais – Lektionen geht es nicht darum, Bewegungen nachzumachen oder die Bewegungsaufgaben möglichst exakt auszuführen. Ich lasse meine TeilnehmerInnen selbst experimentieren, damit sie auf spielerische Weise entdecken, wie sie sich müheloser und effizienter bewegen können. Als Erwachsener glauben wir oft, dass wir mehr erreichen, wenn wir uns mehr anstrengen. Nach Feldenkrais erreichen wir jedoch mehr, wenn wir uns weniger anstrengen. Denn dadurch bleiben wir offen für neue Möglichkeiten.
Als Bergführer und Skilehrer beobachte ich immer wieder, wie meine Kunden durch Feldenkrais Bewegungsabläufe sehr schnell erlernen und ihre Koordination verbessern. Die Bewegungsabläufe beim Skifahren oder Klettern wirken dadurch natürlich, ungezwungen und gekonnt.
In der Feldenkrkais- Methode geht es in letzter Konsequenz um Persönlichkeitsentwicklung. Dr. Moshé Feldenkrais fand dafür eine passende Metapher. Er sagte: „Mich interessieren letztendlich keine beweglichen Körper, sondern bewegliche Gehirne.“

Michael Priesner ist Feldenkrais – Lehrer und veranstaltet Ski- und Skitourenkurse nach der Feldenkrais-Methode in Vorarlberg.
Email: m.priesner@gmx.at